Pilinüsse

Die Pilinuss – der gesunde Exportschlager von den Philippinen

Die bei uns als Pilinuss bekannte Frucht wächst auf dem immergrünen Baum Canarium ovatum, der zwischen 20 und 30 Meter hoch werden kann. Die ursprüngliche Heimat sind die Philippinen. Inzwischen wird das Balsambaumgewächs auch anderswo in den Tropen angebaut.

Die Pilinuss war eine der ersten Exoten überhaupt, die ihren Weg auf europäische und amerikanische Märkte fand. Im frühen 20. Jahrhundert war sie der Exportschlager der Philippinen schlechthin. Die Pilinuss war wohl beliebter und verbreiteter als die Mandel oder andere exotische Nussarten. Die beiden Weltkriege bereiteten der Erfolgsgeschichte vorerst ein Ende. Im Ersten Weltkrieg wurde der Export der exotischen Frucht nahezu eingestellt. Zwischen den Kriegen wurde die Einfuhr kurzzeitig wiederbelebt, jedoch im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden fast alle Plantagen durch kriegerische Handlungen zerstört.

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Die Renaissance der Pilinuss

Um die Jahrtausendwende herum kam es zu einer Besinnung auf die alte Kulturpflanze. Besonders auf der Insel Bicol, ihrem Ursprungsort, werden die Pilinussbäume gezielt angebaut. Der wichtigste Grund hierfür ist eine besondere Eigenschaft des Baumes. Während zahlreiche Wirbelstürme auf den Philippinen ganze Landstriche veröden und Ernten vernichten, trotzt der Pilibaum den Elementen. Und nicht nur das. Bei stürmischem Wetter tragen die Bäume sogar umso mehr Früchte. Die philippinische Regierung hat daher ein Förderprogramm für den Anbau der Pilinuss aufgelegt. Inzwischen wird sie auch außerhalb der Philippinen wieder bekannter. Und das mit Recht, denn die Pilinuss ist reich an Nährstoffen und vielen gesunden Inhaltsstoffen wie der gesättigte, organischen Palmitinsäure.

Der vielseitige Pilibaum (Canarium ovatum) und seine Verwendung

Der Pilibaum (Canarium Ovatum)
Der Pilibaum (Canarium Ovatum)
Bild: © Forest and Kim Starr – flickr.de

Der Pilinussbaum gehört der Gattung Canarium und der Familie der Balsambaumgewächse Burseraceae an. Auf den Philippinen heißen die essbaren Früchte des immergrünen Baumes mit seiner symmetrischen Krone Kedongdong. Die bis zu 30 Meter hohen Bäume haben einen Durchmesser von einem halben Meter. Das Holz des Pilibaumes ist besonders harzreich. Daher rührt auch die Widerstandskraft des Baumes gegen Stürme und starken Wind.

Der Pilibaum trägt ein dichtes Bätterkleid. Bei natürlicher Entwicklung und Vermehrung tragen Pilinussbäume ab dem sechsten Jahr Früchte. Der Ertrag an Rohkernen kann dann schon bei über 30 Kilogramm liegen. Ausgewachsene Bäume mit einem Alter von 12 bis 15 Jahren liefern pro Saison bis zu 150 Kilogramm Rohnüsse. Geerntet werden die Früchte von Mai bis in den September hinein. Der größte Teil der Ernte stammt übrigens immer noch aus wild wachsenden Beständen.

Aufgrund ihrer Stabilität und Widerstandsfähigkeit, aber auch wegen ihrer optischen Eigenschaften sind Pilibäume ausgezeichnete Begrenzungs- oder Straßenbäume. Oft werden sie zum Schutz für andere Obstbäume wie Bananen oder Papayas angebaut. Mit ihrem dichten Laub und den exotischen Fruchtständen sind sie einfach schön anzuschauen. Auch das Holz des Pilibaume findet vielerlei Verwendung im Bau, als Rohstoff für Möbel und als Brennholz. Nicht zuletzt ist auch das Harz des Baumes ein wichtiger Rohstoff. Unter dem Namen Manila-Elemi wird es in pharmazeutischen Produkten, in Farben und in technischen Produkten verarbeitet. Der Begriff Elemi, der dem einen oder anderen aus dem Kreuzworträtsel geläufig sein dürfte, hat seine Ursprünge im Altgriechischen und im Arabischen. Er bedeutet „das Blutstillende“ oder auch „das Glänzende“.

Die Vorkommen des Pilibaumes

Die größten Vorkommen von Pilinussbäumen gibt es auf Bicol, einem Teil der Insel Luzon. Der Pilibaum ist auf Bicol ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Böden der Region, die rund 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila liegt, sind vulkanischen Ursprungs. Insgesamt fünf Vulkane haben im Laufe von Jahrhunderten durch wiederholte Ausbrüche für einen besonders nährstoffreichen Boden gesorgt, auf dem sich der Pilinussbaum besonders wohl fühlt. Auf Bicol wachsen etwa 70 Prozent des weltweiten Bestandes. Vereinzelte, natürliche Vorkommen gibt es außerdem auf den philippinischen Inseln Mindanaos und Visayas sowie im Norden Australiens und auf Neuguinea. An einer wirtschaftlichen Nutzung des Pilibaumes versucht man sich mittlerweile auch im US-amerikanischen Bundesstaat Hawaii.

Frucht und Kern

Reife Früchte der Pilinuss
Reife Früchte des Pilinussbaumes
Bild: © Alma Gamil – flickr.de

Die Pilinuss ist eine Steinfrucht mit ovaler oder auch elliptischer Form, die an einem Enden spitz zuläuft. Die exotischen Früchte sind durchschnittlich fünf Zentimeter lang, sie haben einen dreieckigen Querschnitt und einen Durchmesser von etwa drei Zentimetern. Reife Früchte wiegen zwischen 15 und 45 Gramm. Die Exokarp genannte Fruchthülle ist glänzend, glatt und nicht besonders dick. Die anfangs grüne Frucht färbt sich nach und nach dunkelbraun, purpurfarben bis hin zu schwarz. Sie ähnelt dann einer großen schwarzen Olive.

Die ölige Fruchthaut mit bis zu 12 Prozent Ölgehalt ist essbar. Auf den Philippinen wird sie mit Salz, Pfeffer oder Fischsauce gewürzt, gekocht und zu verschiedenen Gerichten verarbeitet. Auch Öl wird daraus gewonnen, das ebenfalls in der Küche Verwendung findet oder in die Produktion für Seifen oder Lampenöl gelangt. Der Geschmack des Fruchtfleisches ist etwas speziell und erinnert ein wenig an Süßkartoffel. Das Fruchtfleisch wird meist an Haustiere wie Schweine oder Rinder verfüttert.

Der Kern der Frucht ist die eigentliche Nussschale mit dem Samen, dem Nusskern. Diesen Teil der Frucht nennt man Endokarp. Die harte Nussschale ist dreiflächig, gestreckt und an beiden Enden mehr oder weniger spitz zulaufend. Ihre Farbe ist Dunkelgelb bis Dunkelbraun. Man nutzt die Schalen als Brennmaterial, zur Herstellung von Holzkohle oder auch zu Dekorationszwecken. Der Rauch, der bei der Verbrennung entsteht, vertreibt Moskitos. Um die Pilinuss zu knacken, ist einige Kraft vonnöten. Der Samen, also das, was wir als Nuss verzehren können, ist mit einer papierdünnen Haut überzogen. Man kann sie mitessen oder mithilfe von heißem Wasser abziehen.

Inhaltsstoffe und Nährwerte

In der protein- und fettreichen Pilinuss steckt viel Potential. Das erkannte auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO. Mit 719 Kilokalorien ist der Exot eine hervorragende Energiequelle. Mit ihrem Energiegehalt übertrifft die Pilinuss selbst die Macadamianuss, die Paranuss oder die bei uns beheimatete Walnuss. Neben reichlich Ballaststoffen und Proteinen liefert die Pilinuss zudem Eisen, Magnesium, Kalium, Zink, Phosphor und Kalzium sowie die Vitamine A, B und C. Pilinüsse haben einen besonders hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren.

Nährwerttabelle

Kalorien und Nährstoffe
Angaben pro 100g
  Pilinuss, getrocknet
Energie: 719 kcal (3008 kJ)
Wasser: 2,8 g
Eiweiss/Protein: 10,8 g
Fett: 79,6 g
  – gesättigte Fette: 31,2 g
  – einfach ungesättigte Fette: 37,2 g
  – mehrfach ungesättigte Fette: 7,6 g
Kohlenhydrate: 4 g
Mineralstoffe
Kalzium: 145 mg
Eisen: 3,5 mg
Magnesium: 302 mg
Phosphor: 575 mg
Kalium: 507 mg
Natrium: 3 mg
Zink: 3 mg
Vitamine
Vitamin A: 41 UI
Vitamin B1 (Thiamin): 0,9 mg
Vitamin B2 (Riboflavin): 0,1 mg
Vitamin B3 (Niacin): 0,5 mg
Vitamin B6: 0,1 mg
Vitamin B9 (Folsäure): 60 µg
Vitamin C: 0,6 mg
Quelle: Basic Report: 12145, Nuts, pilinuts, dried (USDA). Alle Angaben ohne Gewähr. Diese Nährwertangaben unterliegen den natürlichen Schwankungen.
Bestens geeignet für eine Low-Carb-Ernährung

Pilinüssen sind herausragende Low-Carb-Nüsse, denn sie enthalten so gut wie keine Kohlenhydrate. Der hohe Anteil an Vitamin B1, auch Thiamin, macht sie zu natürlichen Stimmungsaufhellern. Das „Stimmungsvitamin“ kommt sonst fast ausschließlich in Weizenmehl vor, und darauf möchten viele Menschen lieber verzichten. Der hohe Anteil an Magnesium macht die Pilinuss nicht nur für Sportler interessant. Mit nur 100 Gramm Pilinüssen deckt man den Tagesbedarf an den enthaltenen verschiedenen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen problemlos ab.

Die Pilinuss bietet mit ihren gesunden Inhaltsstoffen viel für eine ausgewogene Ernährung. Sie ist frei von Lactose und Gluten. Diese Nuss enthält alle essentiellen Fettsäuren und ist ein veganes und vollkommen natürliches Lebensmittel ohne Konservierungsmittel und Zusatzstoffe. Sie enthält keinerlei Schadstoffe, Gentechnik oder Chemikalien und löst von allen bekannten Nussarten die wenigsten Allergien aus.

Der Geschmack

Frische Pilinüsse schmecken zart und mild. Die Konsistenz ist cremig und leicht faserig. Der Geschmack der rohen Nuss ist vergleichbar mit dem von jungen Haselnüssen kurz vor der Vollreife oder mild gerösteten Kürbiskernen. Geröstete Pilinüsse schmecken nussig, mild und etwas feiner als geröstete Mandeln. Der Fettgehalt zwischen 70 und 80 Prozent ist höher als bei anderen Nussarten. Die mehrheitlich gesättigten Fettsäuren der Nuss können durch bestimmte Fraktionsverfahren bei der Ölgewinnung teilweise in ungesättigte Fettsäuren umgewandelt werden. Das gewonnene Nussöl ist leicht süßlich, von gelber Farbe und hat einen angenehmen Geschmack, der an den von hochwertigem Olivenöl erinnert. Geröstete Nusskerne werden traditionell mit weißem oder braunem Zucker, oder auch mit Honig oder Sirup überzogen. Der nussige Geschmack wird durch diese Behandlung noch gesteigert.

Kulinarische Verwendung

Pilinüsse schmecken roh und auch geröstet ausgezeichnet. Auf den Philippinen selbst ist das Rösten mit Honig oder Zucker Tradition. Die Nüsse werden zu Desserts, Süßigkeiten oder süßen Snacks verarbeitet. Dazu werden sie gemahlen oder auch in ihrer Form belassen. Pilinüsse machen sich hervorragend in Kuchen, Eiscremes oder in Schokolade. Beispielsweise werden sie in den chinesischen Moon Cakes – den Mondkuchen – verarbeitet. Letztlich sind bei der kulinarischen Verwendung – wie bei anderen Nüssen auch – der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Das aus der Pilinuss gepresste Öl setzt sich aus Palmitin- und Ölsäure zusammen und kann wie andere Speiseöle auch verwendet werden. Die meiste Power entfaltet die Pilinuss wenn man sie nach dem Vorkeimen direkt aus der Schale isst oder wenn man frische, nicht geröstete Nüsse in Salaten, Müslis oder Joghurts verarbeitet.

Pilinüsse knacken / öffnen

Pilinüsse werden selbst in ihrem Ursprungsland selten mit Schale verkauft. Üblicherweise werden sie ohne Schale geröstet, gesalzen oder kandiert verkauft. Der Grund dafür ist, dass Pilinüsse die härtesten Nussschalen überhaupt haben. Mit einem handelsüblichen Nussknacker kommt man diesen Nüssen kaum bei. Auf den Philippinen wird zum Knacken der Nüsse ein landestypisches Messer, das sogenannte Bolo, verwendet. Mitunter kommen auch Macheten zum Einsatz, um die außerordentlich harte Schale aufzubrechen.

Hierzulande steigt inzwischen die Nachfrage nach unbearbeiteten Nüssen mit Schale. Manche Produzenten, die das Problem ja kennen, verkaufen Pilinüsse mit Schale zusammen mit einem geeigneten Pilinuss-Knacker. Man setzt sie an der kleinen Kerbe an der Außenwand an und das Öffnen der Schale dürfte so kein Problem darstellen. Etwas Übung gehört zum Knacken der Nüsse dazu. Wenn ein solcher Nussknacker aber fehlt, muss man sich mit Werkzeug wie Zangenschlüssel oder Hammer behelfen. Diese Art des Nüsseknackens ist jedoch nicht ganz ungefährlich und die spitzen Enden der Nüsse können zu Geschossen werden und Verletzungen herbeiführen. Wer die Pilinuss fortan regelmäßig verzehren möchte, sollte daher über die Anschaffung eines philippinischen Bolo-Messers nachdenken*. Für den Umgang damit bedarf es jedoch auch einiger Übung. Es bleibt zu hoffen, dass bald auch im hiesigen Handel fachspezifische Pilinuss-Knacker erhältlich sind. Noch ist diese Marktlücke nicht geschlossen, da sich die Pilinuss aber auf dem Vormarsch befindet, stehen die Chancen dafür nicht so schlecht.

Lagerung und Haltbarkeit

Pilinüsse können nicht so lange gelagert werden wie unsere heimischen Wal- oder Haselnüsse. Schließlich waren die exotischen Früchte schon eine geraume Weile unterwegs und liegen dann vielleicht auch schon ein paar Tage beim Händler. Deshalb sollten Pilinüsse recht bald nach dem Kauf gegessen werden. Wenn man sie doch eine Weile lagern möchte, sollte das an einem kühlen und trockenen Ort geschehen. Dann sind die Nüsse ein, zwei oder auch mehr Monate haltbar. Warme Räume sind für die Lagerung gänzlich ungeeignet, da die Nüsse austrocknen, stark schrumpfen und schwarz werden.

Pilinüsse kaufen

Wer noch nie Pilinüsse gegessen hat, sollte erst einmal auf die handelsüblichen Sorten mit Chili- oder Ingwer-Aroma oder auch süße Varianten zurückgreifen. Auf dem europäischen Markt sind Pilinüsse derzeit gar nicht so leicht zu finden. Einige deutsche Supermarktketten haben die Pilinuss jedoch schon in ihr Sortiment aufgenommen. Gute Chancen, Pilinüsse in verschiedener Form zu kaufen, hat man auch bei spezialisierten Online-Shops*.

Literatur und weiterführende Links
  1. Tous les fruits comestibles du monde (Alle essbaren Pflanzen der Erde)* von Marie-Pierre Bonnassieux, ISBN: 2040270493
  2. Canarium ovatum | wikipedia.org
  3. Pilibaum | rohkostwiki.de
  4. Die Pili-Nuss – Eine Frucht mit unbekannten Vorzügen | alimentarium.org
  5. Bicols Stolz: Die Pili-Nuss von Wolfgang Bethge, 2003

Titelbild: © Andreas Fischer – 123rf.com

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